Manchmal sind kleine Kinder mit iher unbefangenen Ehrlichkeit einfach zum Schmelzen. Eine Szene aus der Kindertagesstätte. Die kleinen Jungs spielen Ritter. 3 bis 5 jährige, bewaffnet mit Sandschaufeln und Ästen sitzen im Kreis und beraten, wie sie den Feind ausschalten können.
Junge 1: Wir müssen sie bestrafen….
Alle: jaaaaaa
Junge 2: … wir jagen sie und sperren sie ein ….
Junge 3: … dann werden sie gefoltert.
Junge 1: Aber sie bekommen dann auch Mittagessen.
Junge 2: aber erst, erst jagen wie sie und nehmen sie gefangen.
Junge 4 (springt auf und schwingt die Sandschaufel): Und. Und dann komm ich! Dann komm ich und beschütze das schöne Mädchen!
Junge 1: Welches?
Junge 5: ja die. Die hast Du noch nicht gesehen. Die wohnt da oben. Das blonde Mädchen.
Mir schmilzt augenblicklich das Herz, als der kleine 4-jährige ankündigt, mich beschützen zu wollen. Er hat in seinem Alter wohl schon verstanden, dass in Kinderbüchern immer derjenige der Held ist, der die Prinzessin rettet. Die Ritter, die die Schlacht schlagen, sind zwar dabei, werden später aber nicht weiter erwähnt.
Ist diese kindlich-naive Art nicht etwas, was wir uns alle behalten sollten? Sollten wir nicht denjenigen, die uns im Weg sind, die wir am liebsten einsperren wollten, wären wir in der Ritterzeit, ein Mittagessen anbieten?
Sollten wir nicht viel öfter aus einer kindlichen Sicht auf die Dinge sehen? Ohne die ganzen Gedanken und Hintergedanken. Ohne den Einfluss schlechter Erfahrungen? Wäre es nicht manchmal herrlich befreiend, jede Situation anzusehen, als sähen wir sie das erste Mal?